Ich habe es tatsächlich getan. Aus einem Impuls heraus, in Erinnerungen schwelgend und einem Gefühl folgend, dass man sonst wohl nur von Orten kennt, an denen man einen beträchtlichen Teil seines Lebens verbracht hat: Heimweh. Heimweh nach meiner zweiten Heimat in der Ferne, im Herzen Südostasiens. Einem Land, das aus deutscher Sicht so exotisch, fremd und abenteuerlich erscheint und das so herzlich, weltoffen und wundervoll ist, dass ich mit Sicherheit noch viele Male zurückkehren werde.
2018 war das Jahr, in dem ich Vietnam für mich und als meine zweite Heimat entdeckt habe. Mehr als ein halbes Jahr habe ich dort verbracht – und nun, im Sommer 2019, habe ich meine zweite Heimat noch einmal aus einem ganz besonderen Grund besucht.
Aber alles von Anfang.
Das Abenteuer Vietnam begann Anfang des Jahres 2018 durch einen Zufall. Gerade in den letzten Zügen meines Bachelor Studiums steckend, erhielt ich plötzlich einen Anruf einer sehr engen Freundin aus den USA. Ihre Nachricht: Luisa, ich habe Neuigkeiten – wir ziehen nach Vietnam! Nach Vietnam? Ich musste mich verhört haben.
Aber nein, sie meinte es ernst. Meine Freundin, eine amerikanische Reise Journalistin (Die übrigens einen exzellenten Reiseblog über Vietnam & Spanien schreibt), hat bereits mehrere Jahre an verschiedenen Orten in Spanien gelebt. Ich war es gewöhnt, sie dort jedes Jahr in einer anderen Region anzutreffen – aber der Sprung vom eher beschaulichen Südeuropa in das ferne Südostasien als neue Wahlheimat erschien mir doch etwas verrückt.
Aber ihre Entscheidung stand fest: Da Nang, Vietnam, würde ihr Zuhause für das Jahr 2018 werden – und als gute Freundin, die gerade ihr erstes Studium abgeschlossen hatte, musste ich sie selbstverständlich besuchen.
So kam ich zu meiner ersten Reise nach Vietnam. Ohne großartige Erwartungen, geschweige denn Hoffnungen, sondern einfach nur, um meine abenteuerlustige Freundin zu besuchen- und mich etwas für mein bestandenes Bachelor Studium zu belohnen.
Ich ließ diese Reise einfach auf mich zukommen. Ich wusste grob, wann ich wo zu sein hatte, hatte einen ungefähren Überblick über die geografischen Gegebenheiten des Landes und bestieg schließlich das Flugzeug Richtung Südostasien.
Meine erste Destination: Hanoi, die Hauptstadt Vietnams
Auch heute überwältigt mich diese Stadt noch immer, obwohl ich dort bereits eine beträchtliche Menge an Zeit verbracht habe. Aber diese einzigartige Lebendigkeit, die engen Straßen, vollgepackt mit kleinen, hupenden Motorrollern die sich aneinander vorbeischlängeln
(Und man wirklich sehr oft denkt: Und eben kracht es!), die beeindruckende Architektur, als Ergebnis chinesischer und französischer Einflüsse, die Unterschiedlichkeit der Straßen und seiner Waren, die schier unendlichen Stände an exotischen Köstlichkeiten, Cafés und Restaurants zwischen denen sich immer wieder buddhistische Tempel befinden und vieles vieles mehr – nur um dieses Treiben einmal erlebt zu haben, macht eine Reise nach Vietnam bereits absolut lohnenswert.
Hanoi überwältigte mich (in sehr positivem Sinne), aber nach vier Tagen in diesem bunten Treiben war ich bereit, meine Reise fortzusetzen. Das neue Ziel lautete: Da Nang, die neue Wahlheimat meiner Freundin.
Die im Zentrum Vietnams gelegene Küstenstadt erlangte ihre größte Berühmtheit durch ihre strategisch bedeutende Lage als Marinebasis der US-Streitkräfte während des Vietnamkrieges. Mehr wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht, jedoch sollte ich schnell eines besseren belehrt werden.
In Da Nang pulsieren Leben und Wirtschaft. Keine andere Stadt wächst momentan so rasant wie die in Zentral Vietnam gelegene Millionen Metropole – und keine andere bietet so viel Lebensqualität wie diese. Da Nang ist modern und jung und ist gleichzeitig durch die ideale Lage am südchinesischen Meer mit seinem kilometerlangen Sandstrand sowie den angrenzenden Nationalparks ein idealer Ort für jeden Strand- und Naturliebhaber.
Da Nang ist berühmt für seine vielen Brücken (um genau zu sein sind es 7), welche das Stadtzentrum vom Strand trennen. Somit befindet sich links der Brücken der Stadtkern, rechts davon ist der kilometerlange Sandstrand zu finden. Das Gebiet rund um den Strand ist stetig am wachsen (Falls sie einmal dort hinreisen sollten, fragen sie immer ob es aktuell „Construction Works“ in unmittelbarer Hotel-Nähe gibt!) und so befinden sich bereits seit geraumer Zeit alle internationalen Hotelketten an dieser einzigartigen Küste.
Wer einen Ausflug ins Grüne machen möchte, kann den Dschungel rund um Son Tra erkunden, der bereits nach einer 10-minütigen Roller- oder Autofahrt zu erreichen ist, oder den atemberaubenden Hai Van Pass entlang fahren, zudem man ebenfalls nach nur 30 Minuten gelangt.
Ich konnte relativ schnell nachvollziehen, warum meine Freundin diese Stadt zu ihrer neuen Wahlheimat auserkoren hatte und lernte den Charme und die Einzigartigkeit durch sie besonders gut kennen – und lieben .
Durch Zufall lernte ich, während ich meine Freundin dort besuchte, eine junge Frau kennen, die zwei Jahre zuvor ein deutsches Sprachcenter in Da Nang eröffnet hatte.
Sie suchte dringend Unterstützung im Bereich interkulturelles Kommunikationstraining für ihre Schüler, die in Deutschland studieren oder eine Ausbildung machen möchten – und so eröffnete sich mir eine Möglichkeit, die ich wohl sonst niemals in Erwägung gezogen hätte.
Zurück in Deutschland angekommen, recherchierte und recherchierte ich und kam (durch die nicht gerade geringe Überzeugungskraft meiner Freundin) schließlich zu dem Entschluss, dass es wohl keinen besseren Zeitpunkt für dieses Südostasien Abenteuer geben würde als jetzt.
Diese Chance, die vietnamesische Kultur in all seiner Vielfalt auf so unkomplizierte Weise kennen zu lernen, würde sich so schnell wohl nicht mehr ergeben – und so zog ich im Juli 2018 nach Da Nang, Vietnam.
If you really want to immerse yourself in an other culture become friends with the locals.
Über die Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse während meiner Zeit in Vietnam ließe sich ein ganzes Buch füllen, aber kurzgefasst kann ich nur sagen: Die vietnamesische Gastfreundlichkeit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft ist unbeschreiblich.
Meine engsten Freunde, drei junge Vietnamesen*innen, haben mir tiefe Einblicke in ihre Kultur ermöglicht, die man sonst wohl kaum erhält. Junge, intelligente, inspirierende Menschen, mit einer positiven Art, die so selbstverständlich erscheint, haben mich an ihrem Leben teilhaben lassen und haben in mir die immer wiederkehrende Frage aufgeworfen, warum das Maß an Unzufriedenheit in unserer westlichen Kultur trotz all des Wohlstandes doch so häufig überwiegt.
In diesen neun Monaten meines Lebens hat sich mein persönlicher Blick auf die Dinge sehr verändert. Ich habe so viel reflektiert wie nie zuvor, habe Debatten über kulturelle und menschliche Unterschiede geführt, habe mich in dieser fremden Kultur fallen lassen und habe gezeigt bekommen, wie menschliche Werte in einer Gesellschaft gepflegt werden, deren letzter Krieg noch keine 50 Jahre zurückliegt.
Das Thema „Menschlichkeit“ wird in Vietnam noch sehr groß geschrieben, was sich in den unterschiedlichsten Situationen bemerkbar macht. Die vietnamesische Gesellschaft basiert auf einem „Wir“ Prinzip und wenn ein Einzelner Hilfe benötigt, steht die Gemeinschaft mit voller Unterstützung zur Seite. Ich selbst bin glücklicherweise des Öfteren in den Genuss dieser ehrlichen Hilfsbereitschaft gekommen, wodurch mir einige Strapazen erspart geblieben sind. Und die mir gerade am Anfang meines Aufenthalts das Leben sehr erleichtert hat.
Land und Kultur bergen so viele Abenteuer, egal ob kulturellen, geografischen oder kulinarischen Ursprungs. Um dieses Land in vollen Zügen geniessen zu können, muss man sich einfach darauf einlassen. und eines garantiere ich: Es klappt immer alles, irgendwie.
Aber warum erzähle ich das alles? Dass die Zeit in Vietnam eine so prägende für mich sein würde, hätte ich vor dem Beginn meines Abenteuers wohl kaum erahnt. Umso glücklicher bin ich heute, dass ich all diese wertvollen Erfahrungen sammeln durfte und so tiefgreifende Einblicke in diese wunderschöne und völlig andere Welt erhalten habe.
Losgelassen hat mich die vietnamesische Kultur nicht mehr, genau so wie die einzigartigen handgefertigten Produkte, die in Vietnam hergestellt werden. Dabei hat mich ein handgefertigtes Produkt, eher gesagt eine Naturfaser, die in kostbarer Handarbeit hergestellt wird, ganz besonders fasziniert: Seide.
Zurück in Deutschland angekommen, hat sich in mir der Wunsch immer mehr verstärkt, ein Stück vietnamesische Kultur mit in mein eigenes Heimatland zu bringen. Nun bin ich in diesem Sommer noch einmal nach Vietnam gereist, um dieses Herzensprojekt in die Tat umzusetzen und habe nach langer Suche einzigartige, handgewebte Seidentücher gefunden.
Dass die Herstellung dieses tierischen Faserstoffes in Vietnam eine lange Tradition hegt, wusste ich bereits im Voraus, aber über die Vielfalt und Farbenpracht wurde ich mir erst bewusst, als ich das erste Mal nach Vietnam gereist bin. Hauptsächlich gefertigt in kleinen Familienbetrieben rund um die Hauptstadt Hanoi, verbirgt sich hinter dieser hochwertigen Faser mit Jahrtausende alter Geschichte eine Tradition, die in dem aufstrebenden Land in leuchtenden Farben und den unterschiedlichsten Variationen hergestellt wird – und in die ich mich verliebt habe.
Neben diesem Projekt hatte ich auch noch das große Glück, einige inspirierende Frauen für „Style is Ageless in Vietnam“ fotografieren zu können. Mehr zu den Begegnungen und über „Style is Ageless in Vietnam“ finden sie hier.
Gemeinsam mit meinem vietnamesischen Freund Anh habe ich das ganze Land bereist (Von Hanoi bis Ho Chi Minh), um einen Hersteller für handgewebte Seidentücher zu finden. Es war ein Aufenthalt geprägt von kulturellem Austausch, dem Kennenlernen der vietnamesischen Geschäftswelt und dem Eintauchen in die vielfältige Welt der vietnamesischen Seide.
Herausgekommen ist VieVie, das von nun an ein Teil von Style is Ageless sein wird, worauf ich sehr stolz bin. Die Seidentücher von VieVie werden in einem kleinen Familienbetrieb bei Hanoi hergestellt, der in zweiter Generation von der Tochter der Gründer geführt wird, die dieses mit unglaublich viel Herzblut, Leidenschaft und Einsatz führt.
VieVie ist ein neues Abenteuer mit neuen Herausforderungen mit dem ich mir ein weiteres Herzensprojekt erfülle. Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass diese einzigartigen Produkte nun ein Teil von Style is Ageless sind und bin sehr gespannt darauf, wohin diese Reise, die als meine eigene im Jahr 2018 begonnen hat, mich nun bringen wird.