Giuseppe Verdi, der einstige große italienische Komponist, hat in Mailand eine Oase für Senioren geschaffen: Die „Casa di riposo“ – übersetzt, das „Haus der Ruhe“. Hinter diesem Titel verbirgt sich eine Seniorenresidenz der besonderen Art, über die auf Arte nun eine Dokumentation veröffentlicht wurde, die sie auf gar keinen Fall verpassen sollten.
Im Jahre 1896 gegründet, verfolgte der große italienische Komponist ein ganz besonderes Ziel mit der Errichtung dieser Oase: Er wollte einen Ort für Menschen schaffen, die ihr Leben der Musik gewidmet haben und ihnen so die Möglichkeit geben, ihren Lebtag unter Gleichgesinnten zu verbringen.
Das besondere an diesem Konzept: Einkommen und Rente bestimmen nicht, wer die Räumlichkeiten der Casa Verdi beziehen darf. Das Leben als Opernsänger, Geigenspielerin oder Komponist, ist nicht immer von erfolgreichen Zeiten geprägt – und so erhalten auch jene ein Zimmer in Verdis Nachlass, zu denen das Leben nicht immer ganz so gut war. Verdi selbst sagte einmal auf die Frage hin, welches sein bestes Werk sei:
„Das Seniorenheim in Mailand“.
Wer die Casa Verdi bezieht, gibt 70% seiner Rente an die Residenz ab, unabhängig von der Höhe der Pension. Primär finanziert sich die Seniorenresidenz über die Einnahmen aus den Urheberrechten der zahlreichen Werke ihres Namensgebers und ermöglicht es so, jenen Künstlern ihre Liebe zur Musik bis ins hohe Alter teilen zu können, die es sich sonst nicht zwingend leisten könnten.
Heute leben in dem prunkvollen neogotischen Gebäude 60 Senioren, die durch das einzigartige Konzept der „Casa Verdi“ auch in hohem Alter noch ihrer Leidenschaft nachgehen können. Musiker, Sänger und Komponisten sind hier anzutreffen, die alle geeint sind von ihrer Liebe zur Musik.
Regelmäßig erklingen weltberühmte Töne aus den Räumen, die oft weniger darauf schließen lassen, dass es sich hier um eine Seniorenresidenz handelt. Denn seit den 1990er Jahren dürfen auch junge Musiker mit in dem Haus leben. So hat sich das von Verdi damals revolutionäre Konzept des Altenheims zu einem regelrechten Mehrgenerationen-Haus entwickelt. Ein tolles Beispiel hierfür ist die 94-jährige Bissy Roman. Die ehemalige international tätige Gesangslehrerin gibt der jungen, aufstrebenden Marika Spadafino Gesangsunterricht.
Einer jungen Sängerin kann wohl kaum etwas besseres passieren, als von einer Koryphäe mit über 70 Jahren Berufserfahrung zu lernen.
Und so hat Giuseppe Verdi einen Ort geschaffen, an dem jene aufeinander treffen, die sich im realen Leben viel zu wenig begegnen. In der Casa Verdi lernt jung von alt – aber auch alt bekommt von jung noch den ein oder anderen Kniff gezeigt. Die Casa Verdi ist ein eindeutiger Beweis dafür, wie sehr Menschen aus unterschiedlichen Generationen voneinander profitieren können und sie zeigt, dass der Kontakt von jung und alt ein wahres Balsam für die Seele sein kann.
Noch bis zum 09. Oktober 2019 können sie die Dokumentation „Re: Seniorenheim der Stars – Mit Verdi ins Alter“ auf der Arte Mediathek abrufen. Reinschauen ist mehr als lohnenswert!