Kreativität kennt kein Alter – und schon gar keinen Ruhestand.
Dass Kreativität und Designgespür auch über Generationen weitergeben werden können und sogar als Geschäftsmodell funktionieren, haben mir zwei beeindruckende Frauen auf Zypern gezeigt. 50 Lebensjahre trennen die beiden, aber sie pflegen privat wie auch geschäftlich eine ganz besondere Beziehung zueinander.

Business Partners in Crime: Großmutter und Enkelin
Bei diesen außergewöhnlichen Frauen handelt es sich um „Georgia“, die eine 73, die andere 23. Was sie neben ihrem Namen noch miteinander teilen ist etwas, das beweist, wie stark das Band zwischen Jung und Alt sein kann – und das eine wahre Leidenschaft kein Alter kennt.
Georgia und Georgia sind Großmutter und Enkelin die gemeinsam in Paphos, einer kleinen Stadt im Westen Zyperns, die „Cosmos Gallery“ betreiben.
Dieser Ort ist ein wahrer Schatz, den Großmutter Georgia bereits vor 20 Jahren eröffnet hat und wo sie heute von ihrer Enkelin unterstützt wird, die hier ihr eigenes Schmucklabel gegründet hat.
Jetzt verkaufen beide Frauen ihre handgefertigten Werke unter einem Dach – was sie zu Geschäftspartnerinnen der besonderen Art werden lässt.
Wer die „Cosmos Gallery“ in der Altstadt von Paphos betritt, spürt sofort, dass dieser Ort eine Geschichte hat. Er muss jemandem gehören, der eine Leidenschaft für Kunst aus verschiedenen Epochen hat, der das Echte mag und ein ausgeprägtes Gespür für Design besitzt. Und so ist es auch, wenn plötzlich die Stimme von Inhaberin Georgia aus einer versteckten Ecke des Geschäfts ertönt.

Mit ihren rötlich gefärbten Haaren und ihrem auffälligen, farbenfrohen Schmuck verkörpert sie die Geschichte eines Geschäfts, das mit Leidenschaft und Feinsinn geführt wird.
Kaum hat man die Galerie betreten, verwickelt sie einen mit ihrer offenen und gleichzeitig ruhigen Art in ein Gespräch. Die Freude die sie daran hat, die Besucher an den Entstehungsgeschichten ihrer Werke teilhaben zu lassen, ist in jedem ihrer Worte zu spüren.
„Meine Liebe für das Entwerfen von Kunst wurde mir in die Wiege gelegt“

Sich künstlerisch zu entfalten, Neues zu entwerfen aber auch Altem neues Leben zu schenken, ist bereits in jungen Jahren zum Lebensinhalt der heute 73-Jährigen geworden.
Sie ist eine abenteuerlustige Frau, eine dynamische Persönlichkeit, die sich früh dank ihres starken Willens von den gesellschaftlichen Strukturen ihrer Zeit losgelöst hat.
In ihren 20ern fotografierte sie in Nepal und nahm mit ihren Werken an großen Fotografie Wettbewerben teil. Die Welt jenseits von Zypern wurde zu ihrem Zuhause und die Eindrücke dieser fernen Länder haben das Fundament ihrer künstlerischen Arbeit gebildet. Dabei kreiert sie einiges, von opulenten Schmuckstücken und bemalter Keramik bis hin zu Töpfereien und Malereien.
„Ohne meine Großmutter wäre ich niemals dort, wo ich heute bin. Sie hat mir gezeigt, immer an mich zu glauben und meine Träume zu verfolgen, egal wie verrückt sie waren“

„Eine so kreative Großmutter muss wohl einfach ihre Spuren hinterlassen, oder?“ sagte Enkelin Georgia lächelnd, nachdem ihre Großmutter mir ihren spannenden Werdegang in Kurzform erzählte.
„Meine Großmutter hat mich bereits als kleines Kind fasziniert. Sie hat schon immer ausgefallenen Schmuck getragen und war so ganz anders als all die anderen Großmütter. Ich habe Tage und Nächte mit ihr in ihrem Atelier verbracht, habe ihr beim Entwerfen neuer Designs zugeschaut und durfte schon als kleines Kind bei der Gestaltung mithelfen, so gut ich es eben konnte.
Sie hat gemerkt, wie sehr mich ihre Arbeit fasziniert und hat mir schon als kleines Kind das Gefühl vermittelt, dass das was ich tue, gut ist.

Meine „Kunst“ von früher ist mit meiner heutigen Arbeit natürlich nicht mehr zu vergleichen, aber für mein Selbstwertgefühl und meine künstlerische Entwicklung war die Art und Weise wie sie mit mir umgegangen ist, sehr förderlich. Dadurch habe ich früh gelernt, an mich und das was ich tue zu glauben und habe meinen Traum, eines Tages selbst einmal Schmuck zu entwerfen, nie aus den Augen verloren“.
Dass Georgia eines Tages einmal Kunst studieren würde, wusste sie deshalb schon als junges Mädchen. Sie studierte „Fine Arts“ in England und kehrte nach ihrem erfolgreichen Abschluss zurück in ihre Heimat Zypern, weil das Heimweh nach dieser herzlichen Kultur und auch nach ihrer Großmutter zu stark wurde.

„Ursprünglich wollte ich mit der Malerei mein Geld verdienen, aber das ist gerade auf einer Insel wie Zypern sehr schwierig. Die Leute geben hier für Kunst eher ungerne Geld aus. Aber meinen selbstgemachten Schmuck haben sie immer sehr bewundert, den ich dank des Wissens meiner Großmutter gelernt habe zu fertigen“.
Wenn es um Schmuck geht, hat Enkelin Georgia schon immer großen Wert auf hochwertige Materialien gelegt. Sie wollte keine Stücke entwerfen die „trendy“ sind, sondern zeitlose Designs aus hochwertigen Materialien schaffen, die ihren Chic nie verlieren.

„Die Anfragen für meinen Schmuck wurden immer mehr und ich habe gemerkt, dass die Leute bereit sind etwas mehr Geld für meine Arbeit auszugeben. So konnte ich meiner Linie treu bleiben und in hochwertige Materialien investieren. Mit meiner Großmutter eines Tages gemeinsam in der „Cosmos Gallery“ zu stehen, sozusagen als Geschäftspartnerinnen, hätte ich mir trotzdem niemals erträumen lassen“.
Cosmos Gallery Paphos: Aufhören? Daran denkt Großmutter Georgia noch lange nicht
Das dieser wahrgewordene Traum mit Sicherheit noch eine lange Zeit anhalten wird, dafür sorgt Oma Georgia – denn sie denkt noch lange nicht ans Aufhören. „Ein Leben ist nicht genug, um all das zu machen, was ich gerne machen würde! Ich gehe jeden Tag schwimmen, habe fünf Enkelkinder, die Galerie und meine Kunst – da bleibt nicht viel Luft, um sich dem Alter hinzugeben!“
Die „Cosmos Gallery Paphos“ ist auf jeden Fall ein Ort der geballten kreativen Frauenpower und ein Inbegriff dafür, dass der Austausch zwischen Jung und Alt auch auf geschäftlicher Ebene sehr wertvoll sein kann. Denn die Inspiration und Unterstützung durch Oma Georgia hat ihrer Enkelin den Weg geebnet, an sich und ihre Träume zu glauben – was in der Gründung eines Schmucklabels gemündet hat, von dem ich ein sehr großer Fan geworden bin.